Robert Schäfer, Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) Hessen, hat beim 20. Herbstgespräch der Behörde zu einer klaren Positionierung gegen Extremismus aufgerufen: "Kümmern wir uns um den gemeinsamen anti-extremistischen Konsens - einen Konsens, der auch durch den heftigsten demokratischen Streit keinen Kratzer bekommen darf“, sagte Schäfer im vollen Saal der Wiesbadener Casino-Gesellschaft.
In seinem Herbstgespräch stellt das LfV Hessen seit jeher Themen zur Diskussion, die sich aus seiner nachrichtendienstlichen Arbeit ergeben und eine Relevanz für die gesamte Gesellschaft haben. Die Überschrift bei der 20. Auflage am Mittwoch, 14. November 2018, lautete: „Die Strategien der Extremisten - Wie Verfassungsfeinde unsere Gesellschaft verändern wollen.“ Es war mit knapp 300 geladenen Gästen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen das bislang bestbesuchte Herbstgespräch des hessischen Verfassungsschutzes.
Präsident Schäfer sagte in seiner Begrüßungsrede, dass er in seinen insgesamt 44 Dienstjahren bei Landespolizei und Verfassungsschutz noch nie eine so angespannte Sicherheitslage erlebt habe wie derzeit. Neben dem internationalen islamistischen Terrorismus bereite ihm persönlich die Entwicklung im Rechtsextremismus „größte Sorge“.
Rechtsextremisten hätten schon immer Stimmung gegen Migranten gemacht, nach der Zuwanderung des Jahres 2015 verspürten sie aber "einen Rückenwind, der nicht aufhören will zu wehen“. Der Wind rüttele an unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung und habe das Potenzial, das gesellschaftliche Klima zu verändern. Außerdem beflügele der Wind Gruppierungen, die unantastbar erscheinende Grundwerte wie Menschenwürde, Meinungs- und Religionsfreiheit antasten und nur noch dem „deutschen Volk“ zugestehen wollen.
Neue Medien als wichtigstes Werkzeug
Das wichtigste Werkzeug von Extremisten waren und sind nach Schäfers Worten die Neuen Medien: Einige Gruppierungen hätten ihre entsprechenden Aktivitäten in hohem Maße intensiviert und professionalisiert, berichtete der LfV-Präsident. Letztlich gehe es den Extremisten aber immer nur darum, ihre Botschaften in eine massentaugliche Form und somit in möglichst viele Köpfe zu bringen. "Die Echokammern des Internets, in denen ein einzelner Satz schnell tausendfachen Widerhall hervorruft, leisten ihnen dabei hervorragende Dienste."
Schäfer zeigte sich in seiner Rede besorgt über die zunehmende Verrohung der Sprache: „Wer die Ohren und Augen öffnet, hört Sätze, die nicht gesagt, liest Sätze, die nicht geschrieben werden dürften; menschenverachtende Sätze, die in dieser Form und Häufung noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wären.“ Der LfV-Präsident rief alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, dazu auf, der Sprache der Extremisten eine andere Sprache entgegenzusetzen.
Schäfer betonte die Wichtigkeit einer objektiven Aufklärung und Information über extremistische Bestrebungen: "Diesem Auftrag kommt der Verfassungsschutz mit nachrichtendienstlichen Mitteln und umfangreichen Präventionsangeboten als Dienstleister der Demokratie nach“, sagte der Behördenleiter. „Als Frühwarnsystem leisten wir so unseren Beitrag zum Schutz unserer demokratischen Grundwerte - der freiheitlichen demokratischen Grundordnung."