Forschungsprojekt: Erste Zwischenergebnisse
Frau Anika Schleinzer, Leiterin der „Phänomenbereichsübergreifenden wissenschaftlichen Analysestelle Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“ (PAAF) des LfV Hessen präsentierte - in Form von Zwischenimpulsen - erste Ergebnisse ihrer Studie „Antisemitismus als Querschnittsphänomen im hessischen Protestgeschehen nach dem 7. Oktober 2023“, die im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen wird.
In den Monaten Oktober, November und Dezember 2023 fanden demnach hessenweit jeweils über zwanzig propalästinensische Demonstrationen statt. Erst im Januar habe sich das Protestgeschehen abgeschwächt. Mehr als ein Drittel dieser Veranstaltungen wurde - nach Bewertung des LfV Hessen - extremistisch beeinflusst. Das heißt, dass extremistische Akteure diese Veranstaltungen anmeldeten, an diesen teilnahmen oder für sie mobilisierten.
In der ersten Phase hätten Extremisten den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober als „legitime Widerstandsaktion“ gegen das, was sie als „zionistisches Besatzerregime“ bezeichneten gerechtfertigt. Der eliminatorische Antisemitismus der islamistischen Terrororganisation Hamas, der sich am 7. Oktober 2023 Bahn gebrochen habe, werde auf diese Weise verteidigt und unterstützt. Mit Beginn der israelischen Bodenoffensive am 27./28. Oktober 2023 sei in der zweiten Phase des Protestgeschehens das Narrativ eines angeblichen gezielten „Genozids“ an den Palästinensern in den Vordergrund getreten. Der jüdische Staat werde hier als das ultimativ Böse dargestellt und delegitimiert.
Durch die zentrale Rolle, die Extremisten im Rahmen des Protestgeschehens einnähmen, fänden ihre immer wieder wiederholten antisemitischen Parolen, Narrative und Überzeugungen auch bei Personen der nicht-extremistischen Teile der Protestbewegung Anklang. Dies habe zur weiteren Radikalisierung und Emotionalisierung der Protestbewegung beigetragen und bedrohe jüdisches Leben in Hessen.
Podiumsdiskussion
Die Impulse von Anika Schleinzer flossen in die anschließende Podiumsdiskussion ein. Unter der Moderation des Journalisten Thomas Kreutzmann diskutierten Ronya Othmann (Publizistin), Daniel Neumann (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinden in Hessen) und Uwe Becker (Antisemitismusbeauftragter Hessens) über die Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus.